Bauanleitung Automatikblock AB 70

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Diese Seite behandelt den Bau einer Strecke mit Automatikblock AB 70 in StellSi.

Einsatz

AB 70 ist eine Bauform des automatischen Streckenblocks für ein- oder zweigleisige Strecken. Aufgrund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wird er auch als Universalblock bezeichnet. Er wurde vom VEB WSSB in den 1970er Jahren entwickelt und kommt im Netz der Deutschen Reichsbahn zum Einsatz.

In StellSi gibt es aktuell folgende Einschränkungen der Einsatzmöglichkeiten:

  • Die Verbindung zweier Stellwerke über einen Streckenanschluss mittels Automatikblock ist nicht möglich,
  • die Verwendung des AB 70 mit Erlaubniswechsel ist nicht innerhalb eines Stellwerkes möglich,
  • Vorsignale und Falschfahrvorsignale sind nicht möglich,
  • auf Strecken mit Erlaubniswechsel müssen die Blocksignale beider Fahrtrichtungen stets gemeinsam auftreten und
  • eine Einbindung von Bahnübergangssicherungsanlagen ist nicht möglich.

Außerdem muss die Stellwerksbauform an den AB 70 anpassbar sein. Derzeit trifft dies auf die folgenden Bauformen zu:

  • SuH 1912 und abgeleitete Bauformen (z. B. Relais-Fahrstraßenstellwerk)
  • GS II Sp 64b

Aufbau

Grundlagen

Der AB 70 ist als Streckenblock für eingleisige Strecken konzipiert. Bei einer Verwendung auf einer zwei- oder mehrgleisigen Strecke sind die Schaltanlagen für jedes Streckengleis unabhängig voneinander vorhanden. Der für eingleisige Strecken vorhandene Erlaubniswechsel kann auf zweigleisigen Strecken ohne Gleiswechselbetrieb deaktiviert werden.

Jedes Gleis kann automatische Blockstellen besitzen. Auf jeder automatischen Blockstelle befindet sich ein Blockschrank mit den Schaltanlagen des AB 70. Eine Blockstelle kann dabei für jede Richtung unabhängig voneinander

  • ein Hauptsignal,
  • ein Vorsignal oder
  • kein Signal

besitzen.

Außerdem kann für signalisierten Falschfahrbetrieb ein Falschfahrvorsignal am linken Streckengleis vorhanden sein, welches nur Hl 10 zeigen kann. Dieses wird dann durch den Automatikblock überwacht, ist aber bis auf die Stromversorgung sonst unabhängig vom Blockschrank. Kann das Vorsignal am linken Streckengleis bei signalisiertem Falschfahrbetrieb auch Fahrtbegriffe anzeigen, wird es direkt vom Stellwerk gesteuert und überwacht.

Für die Verwendung des Automatikblocks ist die Bibliothek \lib\relaisanlagen\deutschland\block\selbstblock\ab70.stws hinzuzufügen. Die Relaisgruppen sind in StellSi als Spurgruppen definiert.

Detaillierte Hinweise und Tipps

Tag-Nacht-Schaltung und Störungsmeldung

Die Blocksignale besitzen eine Tag-Nacht-Schaltung. Die Umschaltung zwischen Tag- und Nachtspannung erfolgt gleichzeitig mit den Signalen eines die Blockstrecke begrenzenden Stellwerks. An das andere die Blockstrecke begrenzende Stellwerk werden dann ausgefallene Hauptrotlaternen gemeldet. Außerdem erfolgt eine Überwachung des ständig Halt erwarten zeigenden Falschfahrvorsignals über die gleiche Kabelader.

Auf zweigleisigen Strecken wird die Tag-Nacht-Umschaltung daher von dem Stellwerk initiiert, welches in der gewöhnlichen Fahrtrichtung am Ende des jeweiligen Streckengleises anschließt, die Störungsmeldungen erfolgen entsprechend an das Stellwerk am Anfang des Streckengleises.

Annäherungsschaltung

AB 70 besitzt eine Annäherungsschaltung auf der gesamten Blockstrecke über bis zu drei Abschnitte. Die Annäherungsabschnitte sind in Fahrtrichtung des Zuges nummeriert, das heißt, dass der dritte Annäherungsabschnitt der Abschnitt direkt vor dem jeweiligen Signal ist. Die Annäherungsschaltung ist nur in der Richtung der eingestellten Erlaubnis bzw. der gewöhnlichen Fahrtrichtung auf zweigleisigen Strecken ohne Erlaubniswechsel aktiv.

In den begrenzenden Stellwerken werden auf dem Stelltisch Annäherungsinformationen dargestellt, im Regelfall von 2, bei verkürzten Signalabständen von 3 Abschnitten. Außerdem kann die Annäherungsinformation verwendet werden, um Bahnübergangssicherungsanlagen einzuschalten.

Der Automatikblock kann auch Annäherungsinformationen aus dem Bahnhofsbereich vom Stellwerk entgegennehmen. Wenn diese Annäherungsinformation jedoch nicht in einer folgenden Blockstelle oder einem folgenden Stellwerk benötigt wird, kann auf die entsprechende Einstellung verzichtet werden.

Ausfahrten auf Signal Zs 1

Bei Ausfahrten auf Signal Zs 1 wird die Streckenwiederholungssperre über eine frei geschaltete Leitung in Wirkstellung gebracht. Dies erfordert in StellSi eine manuelle Einstellung.

In der Regel ist es nur erforderlich, einen Maximum-Knoten mit den Ersatzsignalsteller-Signalen aller Ausfahrsignale zu füllen. Bei Signalen, von denen auf mehrere Streckengleise per Zs 1 ausgefahren werden kann, ist allerdings ein weiteres Kriterium notwendig (z. B. eine Weichenlage). In solch einem Fall sind die betroffenen Einträge in einen eigenen Minimum-Knoten zu setzen, in dem außer dem Ersatzsignal-Signal auch ein passendes Signal der entscheidenden Relaisgruppe (z. B. linkslage-Signal einer Weichengruppe) einzutragen ist.

Anpassungsgruppe

Allgemeines

Stellwerksseitig beginnt die Automatikblockstrecke mit einer Anpassungsgruppe. In der Automatikblockbibliothek befindet sich die Anpassungsgruppe GS II, die zur Anpassung an mechanische, elektromechanische sowie Gleisbild-Fahrstraßenstellwerke verwendet wird.

Für die Anpassung an das Spurplanstellwerk GS II Sp 64b befindet sich die Anpassungsgruppe Ab 1 in der Bibliothek des Spurplanstellwerkes.

In jedem Fall muss hinter dem Einfahrsignal ein separat isolierter Schutzabschnitt vorhanden sein. In der Regel ist dieser auch als Freimeldeabschnitt in die sonstige Stellwerkslogik eingebunden. Wenn dies nötig ist, ist eine entsprechende Gruppe der jeweiligen Stellwerkstechnik erforderlich. Auf Ausfahrgleisen ohne Erlaubniswechsel ist kein Schutzabschnitt erforderlich.

Anpassungsgruppe GS II

Die Anpassungsgruppe GS II besitzt ein sechseckiges Symbol. An der abgeschrägten Seite befindet sich der Anschluss für die weiteren Relaisgruppen der Blockstrecke. Die Einbindung in die Fahrstraßenlogik erfolgt über das Verschlussregister. Dazu existieren zwei Verschlusselemente, Blockabhängigkeit und Vorsignalisierung. Im Element "Blockabhängigkeit" sind alle Ausfahrstraßen auf die jeweilige Automatikblockstrecke mit dem ausgefüllten Kreis zu verschließen, alle Einfahrstraße aus Richtung der Automatikblockstrecke mit dem nicht ausgefüllten Kreis. Im Element "Vorsignalisierung" sind bei Ausfahrstraßen, bei denen das erste Blocksignal vom Ausfahrsignal vorsignalisiert wird, das Verschlussstück "Vorsignal Pfeil Hauptsignal" zu setzen. Für Einfahrten ist die vom Automatikblock vorzusignalisierende Geschwindigkeit einzustellen.

Weiterhin ist per Parameter einzustellen:

  • der Gleisabschnitt zwischen Einfahrsignal oder Bahnhofsgrenze und erster Blockstelle im Parameter Streckengleis, sofern es sich nicht um ein Einfahrgleis ohne Erlaubniswechsel handelt,
  • der Schutzabschnitt im Parameter Schutzabschnitt, sofern es sich nicht um ein Ausfahrgleis ohne Erlaubniswechsel handelt,
  • die Bauart des Erlaubniswechsels (falls vorhanden), sonst die gewöhnliche Fahrtrichtung auf dem Streckengleis, im Parameter Erlaubnis,
  • ob an den Ausfahrsignalen blinkende Signalbegriffe signalisiert werden müssen (wenn das folgende Signal Fahrt mit 40, 60 oder 100 km/h anzeigen kann) im Parameter Vorsignalisierung von Blinkbegriffen an den Ausfahrsignalen,
  • ob die Tag-Nacht-Umschaltung der Blocksignale von diesem Stellwerk durchgeführt wird im Parameter Tag-Nacht-Schaltung,
  • ein Eingangssignal, dass Ausfahrten auf Signal Zs 1 auf das Streckengleis meldet, im Parameter Ersatzsignalsteller der Ausfahrsignale und
  • je ein Eingangssignal, dass an die folgenden Blockschränke als Annäherungsinformation weitergeleitet wird, in den Parametern Annäherungsabschnitt 1 für Züge Richtung Strecke und Annäherungsabschnitt 2 für Züge Richtung Strecke, falls nötig.

Die Relaisgruppe besitzt 4 Schnittstellen für die Verwendung auf dem Stelltisch:

  • Die Schnittstelle "Tischfeld" für
    • Tischfelder, welche die Lage der Erlaubnis sowie die Besetzung des Abrückabschnittes anzeigen,
    • das Tischfeld "Störung Streckensignale" und
    • das Tischfeld vom Falschfahrvorsignal, sowie
  • die Schnittstellen "1. Annäherungsabschnitt" bis "3. Annäherungsabschnitt" für die Tischfelder, die die Belegung der Annäherungsabschnitte anzeigen.

Anpassungsgruppe Ab 1

Die Anpassungsgruppe Ab 1 besitzt ein sechseckiges Symbol. An der abgeschrägten Seite befindet sich der Anschluss für die weiteren Relaisgruppen der Blockstrecke, gegenüber davon wird der Blockkabel-Anschluss der Start-Ziel-Gruppe (Zielteil) des Stellwerks angeschlossen. Über dieses Kabel werden die meisten Abhängigkeiten geschaltet.

Die Gruppe hat folgende Parameter:

  • Streckengleis: der Gleisabschnitt zwischen Einfahrsignal oder Bahnhofsgrenze und erster Blockstelle, sofern es sich nicht um ein Einfahrgleis ohne Erlaubniswechsel handelt
  • Schutzabschnitt: der Schutzabschnitt hinter dem Einfahrsignal, sofern es sich nicht um ein Ausfahrgleis ohne Erlaubniswechsel handelt
  • Erlaubnis: die Bauart des Erlaubniswechsels (falls vorhanden), sonst die gewöhnliche Fahrtrichtung auf dem Streckengleis
  • Vorsignalisierung von Blinkbegriffen an den Ausfahrsignalen: Notwendigkeit von blinkenden Signalbegriffen an den Ausfahrsignalen (wenn das folgende Signal Fahrt mit 40, 60 oder 100 km/h anzeigen kann)
  • Tag-Nacht-Schaltung: Aufbau der Tag-Nacht-Schaltung bzw. Störungsmeldung
  • Ersatzsignalsteller der Ausfahrsignale: Meldung von angeschalteten Ersatzsignalen an den Ausfahrsignalen
  • Annäherungskriterium 1: welcher Annäherungsabschnitt an das Stellwerk als 1. Annäherungskriterium gemeldet wird
  • Annäherungskriterium 2: welcher Annäherungsabschnitt an das Stellwerk als 2. Annäherungskriterium gemeldet wird

Die Relaisgruppe besitzt 4 Schnittstellen für die Verwendung auf dem Stelltisch:

  • Die Schnittstelle "Tischfeld" für
    • Tischfelder, welche die Lage der Erlaubnis sowie die Besetzung des Abrückabschnittes anzeigen,
    • das Tischfeld "Störung Streckensignale" und
    • das Tischfeld vom Falschfahrvorsignal, sowie
  • die Schnittstellen "1. Annäherungsabschnitt" bis "3. Annäherungsabschnitt" für die Tischfelder, die die Belegung der Annäherungsabschnitte anzeigen.

Blocksignal

Allgemeines

Herzstück des Automatikblocks ist der Blockschrank. In StellSi wird pro Blockschrank eine Relaisgruppe "Blocksignal" eingebaut. Benachbarte Gruppen sind über die Spuranschlüsse der Gruppe links und rechts zusammenzuschalten. Als Abschluss ist bahnhofsseitig eine Anpassungsgruppe, streckenseitig eine Gruppe Einfahrsignal Nachbar zu verbinden. Bei Blockstrecken innerhalb einer Außenanlage sind an beiden Enden die entsprechenden Anpassungsgruppen einzubauen.

Aufbau einer Blockstelle

Aufbau der Blockstelle, Variante 1
Aufbau der Blockstelle, Variante 2

Eine Blockstelle im AB 70 besteht aus bis zu 2 Signalen. Diese Signale können

  1. direkt benachbart am selben Isolierstoß oder
  2. voneinander entfernt an zwei Isolierstößen, sodass ein Zwischenabschnitt hinter dem jeweiligen Blocksignal entsteht,

stehen. Die Signale stehen dabei im Normalfall 20 Meter vor dem Isolierstoß.

Im Fall 1 gibt es beiderseits des Isolierstoßes jeweils einen Tonfrequenzgleisstromkreis mit Schienenkontakt. Im Fall 2 befindet sich innerhalb des Zwischenabschnittes ein gemeinsamer Tonfrequenzgleisstromkreis mit Schienenkontakt. Diese Gleisstromkreise überwachen jeweils den Schutzabschnitt hinter den Blocksignalen. Sie sind normalerweise 50 Meter lang. Der Schienenkontakt befindet sich im Fall 1 15 Meter hinter dem Isolierstoß, im Fall 2 in der Mitte des Tonfrequenzgleisstromkreises.

In besonderen Fällen, z. B. bei Vorhandensein eines Bahnübergangs, kann auch im Fall 1 ein zusätzlicher Gleisstromkreis eingerichtet sein. Ein Blockschrank kann allerdings nur genau einen zusätzlichen Gleisstromkreis überwachen.

Besonderheiten bei der Berliner S-Bahn

Bei der Berliner S-Bahn wird von den Grundsätzen abgewichen. Das betrifft insbesondere folgende Punkte:

  • Tonfrequenzgleisstromkreise werden nicht verwendet. Stattdessen übernimmt die Sicherung des Schutzabschnitts ein Gleisstromkreis.
  • Die Länge des Schutzabschnitts richtet sich nach der örtlichen Höchstgeschwindigkeit und kann bis zu 841 m betragen. Am Bahnsteigende kann die Überwachung des Schutzabschnitts entfallen.
  • Der Isolierstoß ist 5 Meter (an Bahnsteigen: 2 Meter) hinter dem Blocksignal eingebaut, der Schienenkontakt weitere 5 Meter dahinter.
  • Bei langen Schutzabschnitten kann der gesamte nächste Blockabschnitt überwacht werden. Sonst ist ein zusätzlicher Gleisstromkreis für die Überwachung des Schutzabschnitts erforderlich.

Parameter

Die Relaisgruppe hat folgende Parameter: (Anmerkung: Die Bezeichnungen rot und grün beziehen sich jeweils auf das Symbol der Relaisgruppe. Sie sind in der Auflistung weggelassen.)

  • Signal: der jeweilige Signalschirm in der Außenanlage
  • Streckenanschlag der Fahrsperre am Signal: der Signalschirm vom Streckenanschlag, falls vorhanden
  • Höchstgeschwindigkeit bei Halt erwarten am Signal: welchen Signalbegriff das Signal zeigt, falls das nächste Signal Halt zeigt
  • Höchstgeschwindigkeit bei 40/60 km/h erwarten am Signal: welchen Signalbegriff das Signal zeigt, falls das nächste Signal 40 oder 60 km/h zeigt
  • Einspeisung in Gleisstromkreis vor Signal: von Schutzabschnitt unabhängig: setzen, wenn das vorige Signal den gesamten Blockabschnitt als Schutzabschnitt überwacht
  • Gleisstomkreis hinter Signal: Gleisstromkreis des Blockabschnitts
  • Aufbau der Blockstelle: welcher Fall vorliegt, stehen Signale nur in einer Richtung, am Vorhandensein des zusätzlichen Gleisstromkreises orientieren
  • Schutzabschnitt für Signal: wie der Schutzabschnitt überwacht wird, im Regelfall die Einstellung mit Tonfrequenzgleisstromkreis überwacht wählen
  • Gleisstromkreis zwischen den Signalen: der zusätzliche Gleisstromkreis, wenn nicht vorhanden, freilassen
  • Schutzabschnitt für Signal: der Tonfrequenzgleisstromkreis, wenn nicht vorhanden, freilassen (Achtung! Ist nur ein TF-Gleisstromkreis vorhanden, muss dieser immer für das rote Signal eingestellt werden!)
  • Impulsgeber im Schutzabschnitt für Signal: der Schienenkontakt (Faule können auch erneut den TF-Gleisstromkreis eintragen), (Achtung! Ist nur ein Impulsgeber vorhanden, muss dieser immer für das rote Signal eingestellt werden!)
  • Vorsignalisierung mit Blinkbegriffen: welches Signal Blinkbegriffe zeigen kann (40, 60 oder 100 km/h erwarten)