Bedienung SuH1912
| Dieser Artikel behandelt die Bedienung eines Stellwerks der Bauform SuH 1912. Für den Bau siehe Bauanleitung Relaisanlage SuH 1912 bzw. Relais-Fahrstraßenstellwerk. |
Dieser Artikel könnte veraltete Informationen enthalten. Er wurde zuletzt für 0.0.7.6 aktualisiert.
| Diese Seite ist im Aufbau. |
Dieser Artikel behandelt die Bedienung von StellSi-Stellwerken der Bauform SuH 1912, diverse ähnliche Bauformen, das SuH 1907 und VES 4 RH werden hierbei mit behandelt. Örtliche Besonderheiten der speziellen Stellwerke sind den entsprechenden Erläuterungen im StellSi-Hauptfenster zu entnehmen. Der Artikel geht dabei insbesondere auf technische, nicht auf betriebliche Aspekte ein.
Aufbau
Allgemeines
Die Bauform Siemens und Halske 1912 (häufig abgekürzt als SuH 1912) bezeichnet die Bauform eines elektromechanischen Stellwerks. Sie ging im Jahre 1912 aus dem Vorgänger SuH 1907 hervor und war bis zum Ende des zweiten Weltkrieges der Standard an Standorten, an denen eine zuverlässige Stromversorgung gewährleistet war. Nach dem 2. Weltkrieg war sie der Schlüssel zum Wiederaufbau, danach zog es sich auf weniger wichtige Strecken zurück. Es gibt dabei verschiedene Ausführungsvarianten.
Das VES-4-Reihen-Hebelstellwerk (abgekürzt VES 4rH) war ein flacher Tisch mit mehreren Reihen an Hebel, mit mechanischem Aufbau in mehreren Stockwerken. Das Stellwerk war für hochbelastete Bahnhöfe vorgesehen um dort einen guten Überblick beizubehalten sowie den Platzbedarf für das Hebelwerk zu senken. Während des 2. Weltkrieges wurden die Produktionskapazitäten durch einen Fliegerangriff zerstört und bis Kriegsende nicht wider hergestellt, danach wurden bevorzugte Bahnhöfe bevorzugt auf neue Stellwerke umgebaut, womit das VES 4rH relativ schnell verschwand. Ab und an finden gibt es derartige Stellwerke auch mit einer anderen Anzahl an Hebelreihen.
Hebel
Die Bedeutung der Hebel ist schnell erklärt: Mit den blauen Hebeln werden die Weichen gestellt. Ist der Hebel in senkrechter Stellung ( | ), so ist die Weiche in Pluslage. Diese Lage ist die Grundstellung der Weichen und in den Gleisplänen und der Außenanlage mit einem + markiert. Ist der Hebel in der waagerechten Stellung ( - ), so ist die Weiche in der anderen Lage, der Minuslage. Über dem Hebel befindet sich eine Farbscheibe oder mindestens eine weiße und eine rote Lampe. Ist die Weiche in Endlage, so erscheint die weiße Farbscheibe oder die weiße Lampe leuchtet, sonst erscheint die rote Farbscheibe oder die rote Lampe leuchtet. Das ist insbesondere der Fall, wenn die Weiche gerade umläuft, sie aufgefahren ist oder der Antrieb deaktiviert ist.
Die blau-roten Hebel sind für Sperrsignale. Hier gilt das gesagte Analog, die Plusstellung ist dabei "Halt! Fahrverbot!", die Minusstellung "Fahrverbot aufgehoben".
Beide Hebel können, wenn sie nicht mechanisch oder elektrisch blockiert sind, durch einen Klick auf den Hebel umgestellt werden.
Die grünen oder roten Hebel mit der Nase sind für Fahrstraßen bzw. für Fahrstraßen und Hauptsignale. Mit jedem Hebel können bis zu zwei Fahrstraßen bedient werden. Die Hebel können durch einen Klick auf die linke Hälfte des Hebels gegen und durch einen Klick auf die rechte Hälfte des Hebels im Uhrzeigersinn bewegt werden. In der 30-Grad-Stellung setzt der mechanische Verschluss der Fahrwegelemente ein, in der 45-Grad-Stellung eine elektrische Festlegung des Hebels. Die roten Hebel haben darüber hinaus mit der 90-Grad-Stellung eine weitere Stellung, in der das Signal auf Fahrt gestellt wird. Details zu den Stellungen, Farbscheiben und Lampen finden sich weiter unten in der Anleitung.
Hebelbank-Aufbau
Felderblock
Fahrdienstleiter und Wärter
Selbst einfache Bahnhöfe sind häufig zu groß, um von nur einem Stellwerk aus eingesehen werden zu können. Stattdessen wird häufig eine Kombination aus einem für die Zugfahrten verantwortlichen Fahrdienstleiter und einem Weichenwärter errichtet, der im Auftrag des Fahrdienstleiters die andere Bahnhofsseite steuert und dort eigenständig die Rangieraufgaben übernimmt. In großen Bahnhöfen kann es auch mehrere Wärter- oder sogar Fahrdienstleiterstellwerke geben. Berührt eine Zugfahrt mehrere Stellwerksbezirke, so werden dazwischen Zustimmungen ausgetauscht. Stellt ein Weichenwärter das Hauptsignal auf Fahrt, bekommt er stattdessen durch einen sogenannten Befehl vom zuständigen Fahrdienstleiter die Aufträge zum Einstellen seines Fahrstraßenteils sowie zum Auffahrstellen des Hauptsignals.
Züge fahren
Vorüberlegungen
Bevor eine Fahrstraße eingestellt werden kann, sollte man zunächst prüfen, ob es die gesuchte Fahrstraße überhaupt gibt und über welche Weichen sie führt. Gerade bei größeren Bahnhöfen muss es nicht zu jeder Fahrtmöglichkeit eine Fahrstraße geben. In dem Fall ist dann ein anderes Zielgleis zu wählen. Anschließend sollte man sich klar werden, wie die Fahrstraße über verschiedene Weichenverbindungen läuft und wofür man in seinem Stellwerk zuständig ist. Einen Hinweis dazu kann in manchen Stellwerken auf den Schildern zu finden sein; dort werden oft an den Fahrstraßenhebeln die in Minuslage einzustellenden Weichen aufgelistet. In einigen Fällen ist auch an Weichenhebeln der Flankenschutzweichen angegeben, bei welchen Fahrstraßen sie umzustellen sind. Solche Weichen sind dann oft Verzichtweichen, das heißt, ihre Stellung wird beim Einstellen der Fahrstraße dann nicht geprüft. Außerdem sollte man sich kurz darüber klar werden, welche anderen Fahrstraßen man eingestellt hat und ob diese möglicherweise mit dem einzustellenden Fahrweg in Konflikt stehen: Derartige Fehler werden zwar durch die Mechanik verhindert, die Hebel der Anlage sind allerdings wenig aussagekräftig, warum genau die Anlage nun etwas verhindert.
Die folgenden Schritte beschreiben zunächst die Sichtweise, wenn nur ein Stellwerk an der Zugfahrt beteiligt ist. Sind mehrere Stellwerke beteiligt, sind die Schritte in jedem Stellwerk auszuführen. Dabei verfährt man nach dem PEPSI-Merksatz: Prüfen, Einstellen, Prüfen und Sichern.
Prüfen auf Freisein der Weichen
1. Prüfen: Bevor Weichen umgestellt werden dürfen, muss durch Hinsehen geprüft werden, ob sie frei sind. Dazu ist in einigen Stellwerken der Blick aus dem Fenster direkt im Stelltisch-Fenster abgebildet (z. B. über der Hebelbank). Ist dies nicht der Fall, so muss zunächst die Außenanlage über das Menü "Fenster" geöffnet werden. Hierbei sollte man kurz folgende Dinge im Kopf abspeichern:
- Wie stehen die Weichen? Welche Weichen stehen falsch? (=> Bezeichnungen merken)
- Welche Weichen sind umzustellen, um dem Zug Flankenschutz zu bieten?
- Wenn eine Weiche ohne Freimeldung umgestellt werden soll: Ist die Weiche frei von Fahrzeugen und nähern sich ihr keine? (Schwarz = Abschnitt ist frei; wenn nicht: (Rangier-)Fahrten zunächst beenden)
- Stehen Sperrsignale im Fahrweg? (=> Bezeichnungen merken)
Umstellen der Weichen und Sperrsignale
2. Einstellen: Die Weichen und Sperrsignale, die man sich im vorherigen Schritt gemerkt hat, können nun im Stelltisch durch Klick auf den blauen oder rot-blauen Hebel umgestellt werden. In der Regel ertönt einige Sekunden ein Wecker, bis die Weichen umgelaufen sind. Kann ein Hebel nicht umgelegt werden, so hat man in der Regel etwas falsch gemacht. Häufige Probleme sind, dass eine freigemeldete Weiche nicht frei ist oder dass die Weiche von einer anderen Fahrstraße verschlossen ist.
Prüfen auf korrekte Weichenstellungen und Freisein der Fahrstraßen
3. Prüfen: Beim zweiten Kontrollschritt in der Außenanlage ist darauf zu achten
- Sind alle Fahrweg- und Flankenschutzweichen in der beabsichtigten Lage?
- Ist der Fahrweg und der Durchrutschweg frei oder blockieren Fahrzeuge diesen Bereich?
- Ist der Flankenschutzraum zwischen den Weichen im Fahr- bzw. Durchrutschweg und dem Flankenschutzelement nicht durch Rangierfahrten oder abgestellte Fahrzeuge besetzt? (Der Zugschluss eines eingefahrenen Zuges, an dem nicht rangiert wird, darf dort hineinragen.)
- Sind keine Rangierfahrten zugelassen, die der Zugfahrt irgendwie gefährlich werden könnnen (zum Beispiel indem sie von der anderen Seite ins Zielgleis einfahren)?
Sichern des Fahrwegs und Fahrtstellen des Signals
4. Sichern: Nun kann der Fahrweg gesichert werden. Durch einen Klick auf den Fahrstraßensignalhebel auf der Seite, die mit der einzustellenden Fahrstraße beschriftet ist, wird der Hebel in die 30-Grad-Stellung gebracht. Hierdurch werden alle Weichen-, Sperrsignal- und feindlichen Fahrstraßenhebel mechanisch verschlossen, die Weichen lassen sich nun also nicht mehr umstellen. Der Hebel kann jederzeit durch Klicken auf die andere Seite wieder in die 0-Grad-Stellung zurückgelegt werden.
Durch einen zweiten Klick auf die Seite der Fahrstraße wird der Hebel in die 45-Grad-Stellung gelegt und so die Fahrstraße festgelegt. Die große Farbscheibe über dem Hebel wechselt von rot in weiß. Der Hebel kann nicht mehr zurückgelegt werden, bis die Fahrstraße (i. d. R. zugbewirkt) aufgelöst wird.
Durch einen dritten Klick wird der Hebel in die 90-Grad-Stellung und dadurch das Signal auf Fahrt gestellt. Durch Klicken auf die andere Seite kann man das Signal wieder in Haltlage bringen, anschließend lässt es sich jedoch nicht erneut auf Fahrt stellen.
Durchführen der Zugfahrt, Auflösen der Fahrstraße und Grundstellen
Nach Möglichkeit ist der Zugverkehr zu beobachten.
Bedienen des Felderblocks
Auf der freien Strecke ist häufig Felderblock eingerichtet. In diesem Fall ist ein zu dem jeweiligen Zielbahnhof und den dafür möglichen Ausfahrsignalen gehöriges "Anfangsfeld" im Blockapparat vorhanden. Bei der Ausfahrt eines Zuges auf die freie Strecke wird eine Isolierte Schiene befahren. Hat der Zug die freie Strecke erreicht, darf, nachdem das Ausfahrsignal auf Halt gestellt wurde, das Anfangsfeld bedient werden (auf die Blocktaste klicken). Die zugehörige Farbscheibe wechselt dabei auf rot (Vorblockung). Ist der Zug vollständig beim Nachbar angekommen, blockt dieser zurück und die Farbscheibe wird wieder weiß.
Kommt ein Zug von einem Gleis der freien Strecke mit Felderblock, wird mit dem Erscheinen des Zuges das zu dem jeweiligen Einfahrsignal gehörige "Endfeld" rot (Vorblockung). Beim Einfahren in den Bahnhof befährt der Zug eine Isolierte Schiene und die Farbscheibe an der Tastensperre oberhalb des Endfeldes wechselt von schwarz auf weiß. Bei der Einfahrt des Zuges muss beobachtet werden, ob der Zug tatsächlich vollständig eingefahren ist (letzter Wagen an der Signalzugschlussstelle vorbeigefahren) und so die freie Strecke inklusive Gefahrpunktabstand vollständig geräumt hat. Nachdem das Einfahrsignal wieder in Haltstellung gebracht wurde, kann anschließend das Endfeld bedient werden (auf die Blocktaste klicken). Das Endfeld wird wieder weiß. (Rückblockung)